Geschichte von Spiss

Allgemeines über die Gemeinde Spiss

OrtsbildDie Streusiedlung Spiss liegt am sonnseitigen Hang des Samnauntales und hat eine Fläche von 24,5 km². Die an Pfunds, Nauders (mit der Enklave Noggels), See im Paznaun und die beiden Schweizer Gemeinden Tschlin und Samnaun grenzende Gemeinde ist mit 1653 m die höchstgelegene Gemeinde Österreichs und zählt mit 143 Einwohnern zu den kleinsten.
In Spiss gibt es Gemeindeamt, Volksschule und Kindergarten, andere öffentliche Einrichtungen wie Sprengelarzt, Polizei, Postamt, Banken, Hauptschule und Geschäfte findet man im Nachbardorf Pfunds. Auch die Arbeitsplätze sind zum Großteil auswärts. Zwei Drittel aller Berufstätigen pendeln täglich in das nahe Zollausschlussgebiet Samnaun, das als Wintersportort der Silvretta Skiarena Ischgl - Samnaun viele Tourismusarbeitsplätze bietet.

Die unwegsame Schlucht am Unterlauf des Schergenbaches, der Grenzbach zwischen Österreich und der Schweiz ist, hat die Verbindung des Samnauntales mit dem Inntal bis in das 20. Jahrhundert sehr erschwert. Vor allem im Winter war das Hochtal oft tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Ursprünglich ging nur ein schmaler Saumpfad über Noggels und entlang des Baches zur Spisser Mühle, wobei er, bedingt durch das Gelände, mehrmals die Talseite wechselte und somit die Staatsgrenze überquerte. Eine entscheidende Verbesserung brachte die im Jahre 1912 von der Schweiz angelegte Autostraße, die Verbindung von der Spissermühle nach Oberspiss war 1959 fertiggestellt.

Auf österreichischer Seite wurde bis 1924 ein verbesserter Karrenweg gebaut, der hoch über der Schlucht taleinwärts führte und aus den Felsen gesprengt werden musste. 1959 wurde eine Zufahrtstraße von der Spissermühle nach Spiss gebaut. Der Ort war somit auch mit Fahrzeugen erreichbar. Der Nachteil war, dass bei einer Fahrt ins Oberinntal zweimal die Zollschranken passiert werden mussten und diese für einige Stunden in der Nacht geschlossen blieben. In dieser Zeit konnte man den Ort nur zu Fuß erreichen. So ist es verständlich, dass sich Spiss um eine Zufahrt auf österreichischer Seite bemühte. 1980 war es so weit. Sogar die schweizerische Nachbargemeinde Samnaun hat mitfinanziert, weil sie damit eine Zufahrt hat, die wesentlich lawinensicherer ist als die bestehende auf Schweizer Seite. Spiss ist damit voll an das inländische Verkehrsnetz angeschlossen und frühere Zeiten der schlechten verkehrsmäßigen Erschließung sind somit vorbei.


Die Geschichte von Spiss

In römischer Zeit gehörte Spiss zur Provinz Rätien. Noch heute weisen die vielen rätoromanischen Flurnamen auf die alte romanische Sprache hin, die im obersten Inntal und Vinschgau bis in das 15.Jahrhundert und in Samnaun sogar noch im 19. Jahrhundert von einigen Leuten gesprochen wurde. Auch der Name Spiss geht auf romanischen Ursprung zurück und leitet sich vom lateinischen Wort "spissus" ab, was Dickicht, Gestrüpp bedeutet, bezogen auf den dichten Wald. Diese Namensdeutung kommt auch im Gemeindewappen zu Ausdruck.

Wann und woher die ersten Menschen das Samnauntal besiedelten ist historisch nicht feststellbar. Sehr wahrscheinlich sind schon vor dem Jahr 1000 Hirten und Bauern in dieses Tal gekommen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1302. Damals gehörte Spiss noch zur Gemeinde Nauders, das zuständige Gericht war Naudersberg. Erst 1547 wurde Spiss als eigene Gemeinde bezeichnet.
1622 geriet Spiss in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Ein Jahr zuvor waren österreichische Truppen im Engadin eingefallen, der Rachefeldzug der Engadiner folgte. Durch das Sampuoirtal kamen Engadiner und Bündner nach Spiss, plünderten das Dorf und brannten es nieder. Nur vier Häuser im Oberdorf blieben stehen. Die Gemeinde musste die ganze rechte Talseite unter dem Piz Mondin und den Pfandshof an die Gemeinde Tschlin abtreten.
1940 wurde Spiss zum Aufbaudorf erklärt. Von 1960 - 1977 wurde die Grundzusammenlegung durchgeführt. Zur besseren Bewirtschaftung wurden Güterwege gebaut und Bauplätze erschlossen, um der drohenden Abwanderung entgegenzuwirken.


Kurz gefasste Gemeindechronik

  • 1306 Erste urkundliche Erwähnung der Alpe Zanders als Besitz der Gemeinde Fließ
  • 1607 Bau und Weihe der ersten Kapelle
  • 1778 Einweihung der jetzigen Kirche
  • 1780 Errichtung des Zollamtes Spissermühl
  • 1783 Spiss wird vom Landesviertel Vinschgau losgelöst und dem Kreisamt Oberinntal zugeteilt
  • 1789 Errichtung der Expositur (Seelsorgsstelle) Spiss
  • 1797 Bau des Schulhauses (seit 1992 gibt es ein neues Schulhaus)
  • 1816 Nauders und Spiss werden vom Bistum Chur gelöst und an Brixen angeschlossen.
  • 1838 Weihe der neuerbauten Kirche in Gstalda
  • 1839 Errichtung der Expositur Gstalda (Auflösung 1879)
  • 1859 Ein Brand zerstört die Kirche in Gstalda, Wiederaufbau 1860
  • 1905 Bau des Kirchturmes in Spiss
  • 1931 Beginn der Elektrifizierung (seit 1968 gibt es eine TIWAG Leitung von Pfunds)
  • 1938 Installierung des ersten Fernsprechers
  • 1939 Fertigstellung der neuen Wasserleitung
  • 1951 Infolge des strengen Winters wird Spiss einige Zeit durch Flugzeuge versorgt
  • 1955 Drei neue Glocken für Spiss
  • 1992 Einweihung eines neuen Mehrzweckgebäudes (Gemeindeamt, Volksschule, Kindergarten)

OberspissOberspiss um 1900 


Wappenverleihung im Jahre 1992

Gemeindewappen

Das Wappen versinnbildlicht den Namen der Gemeinde, der romanischen Ursprungs ist und mit "Dickicht" oder "Gestrüpp" zu deuten ist. Der Adlerkopf hat die Bedeutung, dass Spiss trotz Grenzlage und Abgeschiedenheit seit vielen Jahrhunderten zum Land Tirol gehört.

Die Farben der Gemeindefahne sind grün - rot.

Wappenbrief